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Die Grenzstation
Albaniens wird neu gebaut, dementsprechend schlecht ist im Frühjahr
2009 die Zufahrt. Die Abfertigung ist problemlos, schnell und korrekt. Ein
Stempel im Pass und ein eigenes Dokument für das Auto. Dann die Frage ob
"Transit to Greece ? " - offenbar wird das im Computer
gespeichert. Ich weiß leider nicht, was passiert, wenn man statt nach
Griechenland nach Makedonien ausreisen will. Desinfektions- und/oder
Aufenthaltsgebühr wird bei der Einreise nicht mehr erhoben. Die Strasse
von der Grenze bis Shkoder ist neu ausgebaut, man kommt schnell und
unproblematisch weiter. |
Vor Shkoder erste Industrieruinen, rechts die Burg von Shkoder
Eine Fischreuse am Fluss Bunes
In Shkoder überqueren wir den Fluss Bunes auf einer
abenteuerlichen Brücke, einspurig, mit Holzbrettern belegt, die den Blick
nach unten ins Wasser freigeben. Dann stürzen wir uns in die Fahrt nach
Tirana. Die Strasse ist noch nicht sehr alt, ist gut befahrbar und hat
überraschend wenig Verkehr. Dafür umso mehr Polizei. Die Verkehrspolizei
ist sehr rührig, wir haben die Anzahl der Kontrollen bis Tirana nicht
gezählt, aber es waren einige. Die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h
wird einigermaßen eingehalten, nur die Herren in den dicken schwarzen
Autos halten sich kaum dran. Die Landschaft ist flach, man betreibt
kleinräumige Landwirtschaft, die wenigen Dörfer haben sich von der
Hauptstrasse zurück gezogen.
Erstaunlich ist die Dichte der Tankstellen. Albanien muss an einer
unterirdischen Benzinleitung liegen, die man alle 150 Meter angebohrt und
eine Tankstelle errichtet hat. Der Dieselpreis ist im April 2009 etwa 100-110
LEK (oder ALL), d.s. knapp 0,80 EUR. Und an jeder Tankstelle (und auch
dazwischen) gibt es Waschstationen und freiberufliche Autowäscher.
Abseits der Strasse haben wir am Vormittag etliche kleine Holzhüttchen
gesehen, da war eine Tafel dabei, auf der MISH IRGENDWAS stand. Deren
Funktion konnten wir uns nicht erklären. Gegen Mittag wurde es klar. Das
waren die Metzger - zu Mittag haben sie aufgesperrt und ihr Angebot raus
auf die Strasse gehängt. Da hingen Ziegen, Schafe, halbe Schweine - alles
von den vorüber Fahrenden leicht bestaubt.
Die Strasse ist im Allgemeinen gut zu befahren, nur vor den
Brückenfugen sollte man sich in Acht nehmen, die sind teilweise so tief
und breit, dass sogar die LKWs davor bremsen. |
Es schaut so aus, als gäbe es in Albanien keine Industrie
mehr, rechts Schotter an der Mündung des Matit
Noch 40 km bis Tirana - rechts Autoverwertung oder Reparaturwerkstatt ?
Etwa 30 km vor Tirana beginnt eine Baustelle, die Strasse
wird autobahnähnlich ausgebaut. Es ist zu hoffen, dass sie sich von
dieser Maßnahme wieder erholt.
Und dann sind wir plötzlich in der Stadt. Was sich da abspielt lässt
das Herz eines jeden mitteleuropäischen Chaoten höher schlagen. In den
nördlichen Vororten fehlt teilweise die Strasse vollständig, man erkennt
nur mehr daran, dass links und rechts Häuser stehen, wo die Strasse
einmal war. Gefahren wird kreuz und quer, jeder so, wie er grad lustig
ist.
Wir haben uns in Tirana nicht aufgehalten, unser Ziel war der Ohrid-See.
Wir sind daher nur durch die Stadt durchgefahren. Aber das hat meine Haare
(noch) schütterer werden lassen. Und meine Beifahrerin war so schockiert, dass
sie keine Zeit zum Fotografieren hatte. Durch Tirana nach Elbasan fährt
man großteils auf einer 4-spurigen Strasse ohne Gegenverkehr, davon sind
mindestens 2 Spuren verparkt. Man sollte sich nicht darauf einlassen, die
2. Spur zum Fahren zu benutzen, auch wenn sie momentan frei erscheint.
Irgendwann parken dort etliche und das wieder Einreihen in eine andere
Spur ist problematisch, man wird nie und nimmer reingelassen. Der Weg nach
Elbasan ist markiert, blaue Tafeln weisen den Weg. Nur eine Tafel fehlt -
die entscheidende. Am Ende der 4-spurigen Strasse muss man auf einer sehr
stark befahrenen Kreuzung nach rechts hinten abbiegen - und da haben wir
beide keinen Wegweiser gesehen. Haben ein wenig suchen müssen, dann ging's.
Wir haben zwar einen Stadtplan von Tirana, aber der hilft relativ wenig -
es gibt keine Straßentafeln. Daher weiß man nur sehr schwer, wo man grad
ist. Und das oben zitierte "Ende der Strasse" merkt man
erst, wenn man vor dem Ende steht - es gibt keinen Hinweis auf Sackgasse.
Noch was - kommen Sie NIE auf die Idee, vor einem Zebrastreifen
anzuhalten, Sie gefährden das Leben des Fußgängers. Der ist zunächst
völlig verunsichert. Das ist das erste Mal in seinem Leben, dass ein Auto
wegen IHM angehalten hat. Und in seiner Verwirrung beginnt er, die Strasse
zu überqueren. Gleichzeitig hat der Autofahrer hinter Ihnen Ihr Anhalten
als Schwäche erkannt, die man sofort ausnützen muss, um 8 Meter weiter
vorne im Stau stehen zu können - und er überholt. Der Fußgänger kann
sich nur durch einen verzweifelten Sprung irgendwohin retten - und ab da
ist er böse auf die Ausländer, denn die haben ihn in diese gefährliche
Situation gebracht.
Nun - ganz so schlimm ist es nicht - aber weit daneben
ist es auch nicht.
Man sagt, es sei völlig egal, zu welcher Tageszeit man nach Tirana
kommt, es gibt immer Stau. Rechnen sie mit 1 - 1 1/2 Stunden, um durch
Tirana zu kommen. |
Die Einfahrt nach Tirana
Hier wird (wahrscheinlich) KALK direkt vom Auto verkauft
Wenn man aus der Stadt draußen ist, wird's sofort wieder
besser. Leider ist die Strasse von Tirana nach Elbasan in keinem besonders
guten Zustand. Sie führt auch durch schwieriges Gelände, sie muss auf
den Krabba-Pass (ich hoff, der heißt wirklich so) hinauf und drüben
wieder runter nach Elbasan. Die Landschaft ist gebirgig, sehr schwach
besiedelt, Verkehr war nicht übermäßig viel. Leider war es ein sehr
dunstiger Tag, was man an der Qualität der Fotos sieht - so schlechte
Bilder liefere ich normalerweise nicht. Aber vielleicht kriegt man dennoch
ein Vorstellung, wie es im zentralen Albanien ausschaut. |
Die Burg Petrele, rechts Landschaft vor Elbasan
Winzige Dörfer kleben an den Berghängen
... - rechts - Irgendwann taucht unter uns Elbasan auf
Elbasan war einmal eine Industriestadt, rechts vorne sieht
man das Kombinat "Stahl der Partei" - oder das, was davon noch
übrig ist. Die Fabrik wurde - so wie sie heute ausschaut - nicht
stillgelegt, sondern fluchtartig verlassen und dem Verfall preisgegeben.
Das hat tausende Arbeitslose hinterlassen, und so schaut die Stadt heute
aus. Die Rauchwolken kommen aus Ruinen. Was dort gearbeitet wird, weiß
ich leider nicht. Schad drum - die Stadt sähe heute anders aus. |
Die Strasse runter nach Elbasan
Man versucht, irgendwie zu Geld zu kommen, rechts
Plattenbauten in der Stadt
Nach Elbasan wird die Strasse wieder besser, sie ist
großteils neu gebaut. Der eine Ast der Strasse führt ans Nordufer des
Ohrid-Sees nach Makedonien, der andere in den Süden Albaniens, ans
Westufer des Sees und nach Pogradec und Korca. Unmittelbar vor dem
Ohrid-See ist wieder eine Bergkette zu überwinden, die Strasse windet
sich in langen Serpentinen hinauf. Oben am Pass gibt es einen Bankomat -
einer der wenigen in Albanien. Einen haben wir in Librazhd gesehen und den
zweiten hier am Pass.
Nach der Abzweigung der Makedonien-Strasse geht es runter zum See, die
Strasse ist ziemlich schlecht und das bleibt so bis ins Dorf Hudenisht. |
Wir fahren durch ein teilweise breites Flusstal, rechts - eine
ehemalige Bergwerkssiedlung
Wir haben es kaum geglaubt, aber es gibt noch echtes
"Rollendes Material", rechts - Betriebswerk der Bahn
Der letzte Aufstieg vor dem Ohrid-See, rechts - überall im
Land gibt's diese Schwammerlbunker
Der erste Blick auf den See und schneebedeckten Berge
Makedoniens
Brave Camper haben im Internet den CP PESHKU beschrieben,
der am Ufer des Sees im Ort Hudenisht ist. Der ist leicht zu finden, ein
kleiner CP mit Restaurant und Forellenzucht. 2009 kostet der Aufenthalt
für Womo + 2 Personen + Strom EUR 7,- Die Leute sind sehr nett, man kann
sich auf Englisch, Italienisch und Deutsch (oder einem Gemisch aus allem)
verständigen. Die Fische haben wir gekostet, schmecken sehr delikat. Es
gibt die normale Forelle und die KORAN-Forelle, eine Fischart, die nur im
Ohrid-See vorkommt. Sie ist wesentlich kleiner als die Forelle und hat ein
ganz mageres Fleisch.
Hier merkt man, dass es im Land noch immer Versorgungsprobleme geben
muss, denn im Restaurant ist mal das und mal jenes nicht vorhanden. Die
Wiese, auf der man das Womo abstellen kann, ist nach starkem Regen mit
Vorsicht zu genießen, der Boden ist etwas weich. Hinter dem Haus führt
die Strasse nach Pogradec vorbei und Eisenbahngleise. Wir haben unseren
Augen nicht getraut, als wir einmal am Tag (Mittags) einen Zug
vorbeirattern gesehen haben. |
Der Ohrid-See - er hüllt sich im Frühjahr bis Mittag in
starken Dunst, das gegenüber liegende Ufer ist dann kaum zu erkennen.
Das Restaurant und die kleine Fischzucht
... und unser Stellplatz
Von Hudenisht fahren wir weiter nach Pogradec, die Strasse
ist schlecht. Pogradec ist ein Abenteuer, der Straßenbelag fehlt
großteils vollständig, man fährt wie über einen frisch gepflügten
Acker. Geparkt wird trotz enger Strasse teils 2-spurig (auf beiden
Seiten), dazwischen eilige Radfahrer von allen Seiten, Busse, die sich
irgendwie durch den Ort quälen, Männer, die in Gruppen auf der Strasse
stehen und in Seelenruhe tratschen (oder die Probleme der Welt
besprechen). Gute Stoßdämpfer sind hier von Vorteil. Nach Pogradec
wieder ein kurzer Aufstieg in die Berge und dann - oh Wunder - eine neu
gebaute Strasse. |
Fahrt durch Pogradec
Blick auf Pogradec, rechts - die neue Strasse nach Korca mit
Asphaltwerk
auf der Baustelle, rechts - Fahrt durch Bilisht
Die Fahrt durch Korca ist uns erspart geblieben, die
Strasse zur griechischen Grenze zweigt vor der Stadt nach links ab. In
Bilisht ist der Einfluss des "Auslandes" sichtbar, das Dorf
schaut besser aus als alle anderen bisher.
An der Grenze Tohuwabohu. Ursache - die orthodoxen Ostern in
Griechenland. Alles, was "drüben" arbeitet, ist auf der
Heimreise. Daher wird die Ausreisespur für die Einreise verwendet, die
Ausreise findet auf der "abgelegenen" Busspur statt. Man
kassiert EUR 2,- für das Auto und nimmt uns das bei der Einreise
erstellte Dokument für das Auto wieder ab. Dann wird der Schalter wortlos
geschlossen, ich steh mit meinen Pässen auf der grünen Wiese. Irgendwer
schickt mich dann zu einem Einreiseschalter, dort herrscht Ellbogenalarm.
Da werden dann meine Pässe abgestempelt und ich darf das Land verlassen.
Das erweist sich schwieriger als gedacht.
Albanien ist von Griechenland durch eine Mauer getrennt, in der durch
ein Loch die Strasse führt. Und dieses Loch ist von den Einreisewütigen
vollständig in 3 Fahrspuren besetzt. Und die denken nicht daran, den Fahrstreifen
für die Ausreise frei zu geben. Ein Polizist steht daneben und schaut zu.
Nachdem hinter mir ein Bus auftaucht, setzt er sich in Bewegung und
beginnt einen heftigen und lautstarken Disput mit dem Lenker des ersten
Fahrzeuges in der Kolonne. Der steigt aus, um lauter schreien zu können,
aber sein Auto bleibt, wo es ist. Die Ausreise ist blockiert. Mehrere
heftige weitere Wortwechsel folgen, dann setzt er sein Auto um 2 Meter
zurück und ist überzeugt, jetzt ist alles OK. Natürlich können weder
ich noch der Bus an ihm vorbei. So folgen weiter Streitereien, nach etwa
15 Minuten sieht er doch ein, dass hier kein Bleiben für ihn ist und er
schert aus der Kolonne aus und fährt links um ein Kabäuschen herum,
neben dem er stand.
Soweit - so gut. Aber die nachfolgenden sehen nun ihre Chance - sie
versuchen sofort, das entstandene Loch wieder zuzumachen, aber diesmal bin
ich schneller und fahre an der anderen Seite des Kabäuschens vorbei - da
steht der Sünder schon wieder vor mir und will sich wieder in die Kolonne
einreihen - geht aber nicht, die ist schon wieder zu ! Also muss er wieder
zurücksetzen, damit ich und der Bus vorbei können. Was danach aus ihm
geworden ist - wer weiß !
Der gesamte Grenzübertritt hat etwa 1 Stunde gedauert, obwohl ich bei
der Ankunft das 4. Auto am Ausreiseschalter war. Da sieht man, was Ostern
alles verursachen kann.
Und dann sind wir in Griechenland.
Resumee : Albanien ist landschaftlich sehenswert, die Menschen sind
ziemlich verschlossen, erst wenn man selbst die Initiative ergreift,
kommen sie auf einen zu. Infrastruktur darf man, dort wo wir waren, keine
erwarten, die gibt's noch nicht. In den Städten und größeren Dörfern
gibt es Geschäfte. Die sind auf einem Status, wie bei uns vor 50 Jahren.
Das ist kein Wunder, wenn man sich vor Augen hält, dass es "die
übrige Welt" für Albanien erst seit gut 10 Jahren gibt. Die Sprache
ist für Mitteleuropäer unverständlich, leider ist die Aussprache auch
nicht so, wie geschrieben wird. Und man sollte - zumindest jetzt und die
nächsten Jahre - von den Hauptstrassen nicht abweichen, wenn einem sein
Auto lieb ist. 20 Meter neben der Hauptstrasse herrscht Chaos. Für uns
gilt - wir haben's gesehen ! |
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