Reisebilder von H & G Jilovec       Sonntag, 12. März 2023 08:06

 

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Die Grenzstation Albaniens wird neu gebaut, dementsprechend schlecht ist im Frühjahr 2009 die Zufahrt. Die Abfertigung ist problemlos, schnell und korrekt. Ein Stempel im Pass und ein eigenes Dokument für das Auto. Dann die Frage ob "Transit to Greece ? " - offenbar wird das im Computer gespeichert. Ich weiß leider nicht, was passiert, wenn man statt nach Griechenland nach Makedonien ausreisen will. Desinfektions- und/oder Aufenthaltsgebühr wird bei der Einreise nicht mehr erhoben. Die Strasse von der Grenze bis Shkoder ist neu ausgebaut, man kommt schnell und unproblematisch weiter.

  
Vor Shkoder erste Industrieruinen, rechts die Burg von Shkoder


Eine Fischreuse am Fluss Bunes

In Shkoder überqueren wir den Fluss Bunes auf einer abenteuerlichen Brücke, einspurig, mit Holzbrettern belegt, die den Blick nach unten ins Wasser freigeben. Dann stürzen wir uns in die Fahrt nach Tirana. Die Strasse ist noch nicht sehr alt, ist gut befahrbar und hat überraschend wenig Verkehr. Dafür umso mehr Polizei. Die Verkehrspolizei ist sehr rührig, wir haben die Anzahl der Kontrollen bis Tirana nicht gezählt, aber es waren einige. Die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h wird einigermaßen eingehalten, nur die Herren in den dicken schwarzen Autos halten sich kaum dran. Die Landschaft ist flach, man betreibt kleinräumige Landwirtschaft, die wenigen Dörfer haben sich von der Hauptstrasse zurück gezogen.

Erstaunlich ist die Dichte der Tankstellen. Albanien muss an einer unterirdischen Benzinleitung liegen, die man alle 150 Meter angebohrt und eine Tankstelle errichtet hat. Der Dieselpreis ist im April 2009 etwa 100-110 LEK (oder ALL), d.s. knapp 0,80 EUR. Und an jeder Tankstelle (und auch dazwischen) gibt es Waschstationen und freiberufliche Autowäscher. 

Abseits der Strasse haben wir am Vormittag etliche kleine Holzhüttchen gesehen, da war eine Tafel dabei, auf der MISH IRGENDWAS stand. Deren Funktion konnten wir uns nicht erklären. Gegen Mittag wurde es klar. Das waren die Metzger - zu Mittag haben sie aufgesperrt und ihr Angebot raus auf die Strasse gehängt. Da hingen Ziegen, Schafe, halbe Schweine - alles von den vorüber Fahrenden leicht bestaubt.

Die Strasse ist im Allgemeinen gut zu befahren, nur vor den Brückenfugen sollte man sich in Acht nehmen, die sind teilweise so tief und breit, dass sogar die LKWs davor bremsen.

  
Es schaut so aus, als gäbe es in Albanien keine Industrie mehr, rechts Schotter an der Mündung des Matit


Noch 40 km bis Tirana - rechts Autoverwertung oder Reparaturwerkstatt ?

Etwa 30 km vor Tirana beginnt eine Baustelle, die Strasse wird autobahnähnlich ausgebaut. Es ist zu hoffen, dass sie sich von dieser Maßnahme wieder erholt.

Und dann sind wir plötzlich in der Stadt. Was sich da abspielt lässt das Herz eines jeden mitteleuropäischen Chaoten höher schlagen. In den nördlichen Vororten fehlt teilweise die Strasse vollständig, man erkennt nur mehr daran, dass links und rechts Häuser stehen, wo die Strasse einmal war. Gefahren wird kreuz und quer, jeder so, wie er grad lustig ist.

Wir haben uns in Tirana nicht aufgehalten, unser Ziel war der Ohrid-See. Wir sind daher nur durch die Stadt durchgefahren. Aber das hat meine Haare (noch) schütterer werden lassen. Und meine Beifahrerin war so schockiert, dass sie keine Zeit zum Fotografieren hatte. Durch Tirana nach Elbasan fährt man großteils auf einer 4-spurigen Strasse ohne Gegenverkehr, davon sind mindestens 2 Spuren verparkt. Man sollte sich nicht darauf einlassen, die 2. Spur zum Fahren zu benutzen, auch wenn sie momentan frei erscheint. Irgendwann parken dort etliche und das wieder Einreihen in eine andere Spur ist problematisch, man wird nie und nimmer reingelassen. Der Weg nach Elbasan ist markiert, blaue Tafeln weisen den Weg. Nur eine Tafel fehlt - die entscheidende. Am Ende der 4-spurigen Strasse muss man auf einer sehr stark befahrenen Kreuzung nach rechts hinten abbiegen - und da haben wir beide keinen Wegweiser gesehen. Haben ein wenig suchen müssen, dann ging's. Wir haben zwar einen Stadtplan von Tirana, aber der hilft relativ wenig - es gibt keine Straßentafeln. Daher weiß man nur sehr schwer, wo man grad ist. Und das oben zitierte "Ende der Strasse" merkt man erst, wenn man vor dem Ende steht - es gibt keinen Hinweis auf Sackgasse.

Noch was - kommen Sie NIE auf die Idee, vor einem Zebrastreifen anzuhalten, Sie gefährden das Leben des Fußgängers. Der ist zunächst völlig verunsichert. Das ist das erste Mal in seinem Leben, dass ein Auto wegen IHM angehalten hat. Und in seiner Verwirrung beginnt er, die Strasse zu überqueren. Gleichzeitig hat der Autofahrer hinter Ihnen Ihr Anhalten als Schwäche erkannt, die man sofort ausnützen muss, um 8 Meter weiter vorne im Stau stehen zu können - und er überholt. Der Fußgänger kann sich nur durch einen verzweifelten Sprung irgendwohin retten - und ab da ist er böse auf die Ausländer, denn die haben ihn in diese gefährliche Situation gebracht. 

Nun - ganz so schlimm ist es nicht - aber weit daneben ist es auch nicht.

Man sagt, es sei völlig egal, zu welcher Tageszeit man nach Tirana kommt, es gibt immer Stau. Rechnen sie mit 1 - 1 1/2 Stunden, um durch Tirana zu kommen.

  
Die Einfahrt nach Tirana


Hier wird (wahrscheinlich) KALK direkt vom Auto verkauft

Wenn man aus der Stadt draußen ist, wird's sofort wieder besser. Leider ist die Strasse von Tirana nach Elbasan in keinem besonders guten Zustand. Sie führt auch durch schwieriges Gelände, sie muss auf den Krabba-Pass (ich hoff, der heißt wirklich so) hinauf und drüben wieder runter nach Elbasan. Die Landschaft ist gebirgig, sehr schwach besiedelt, Verkehr war nicht übermäßig viel. Leider war es ein sehr dunstiger Tag, was man an der Qualität der Fotos sieht - so schlechte Bilder liefere ich normalerweise nicht. Aber vielleicht kriegt man dennoch ein Vorstellung, wie es im zentralen Albanien ausschaut.

  
Die Burg Petrele, rechts Landschaft vor Elbasan


Winzige Dörfer kleben an den Berghängen

  
... - rechts - Irgendwann taucht unter uns Elbasan auf

Elbasan war einmal eine Industriestadt, rechts vorne sieht man das Kombinat "Stahl der Partei" - oder das, was davon noch übrig ist. Die Fabrik wurde - so wie sie heute ausschaut - nicht stillgelegt, sondern fluchtartig verlassen und dem Verfall preisgegeben. Das hat tausende Arbeitslose hinterlassen, und so schaut die Stadt heute aus. Die Rauchwolken kommen aus Ruinen. Was dort gearbeitet wird, weiß ich leider nicht. Schad drum - die Stadt sähe heute anders aus.

  
Die Strasse runter nach Elbasan

  
Man versucht, irgendwie zu Geld zu kommen, rechts Plattenbauten in der Stadt

Nach Elbasan wird die Strasse wieder besser, sie ist großteils neu gebaut. Der eine Ast der Strasse führt ans Nordufer des Ohrid-Sees nach Makedonien, der andere in den Süden Albaniens, ans Westufer des Sees und nach Pogradec und Korca. Unmittelbar vor dem Ohrid-See ist wieder eine Bergkette zu überwinden, die Strasse windet sich in langen Serpentinen hinauf. Oben am Pass gibt es einen Bankomat - einer der wenigen in Albanien. Einen haben wir in Librazhd gesehen und den zweiten hier am Pass.

Nach der Abzweigung der Makedonien-Strasse geht es runter zum See, die Strasse ist ziemlich schlecht und das bleibt so bis ins Dorf Hudenisht.

  
Wir fahren durch ein teilweise breites Flusstal, rechts - eine ehemalige Bergwerkssiedlung

  
Wir haben es kaum geglaubt, aber es gibt noch echtes "Rollendes Material", rechts - Betriebswerk der Bahn

  
Der letzte Aufstieg vor dem Ohrid-See, rechts - überall im Land gibt's diese Schwammerlbunker


Der erste Blick auf den See und schneebedeckten Berge Makedoniens

Brave Camper haben im Internet den CP PESHKU beschrieben, der am Ufer des Sees im Ort Hudenisht ist. Der ist leicht zu finden, ein kleiner CP mit Restaurant und Forellenzucht. 2009 kostet der Aufenthalt für Womo + 2 Personen + Strom EUR 7,- Die Leute sind sehr nett, man kann sich auf Englisch, Italienisch und Deutsch (oder einem Gemisch aus allem) verständigen. Die Fische haben wir gekostet, schmecken sehr delikat. Es gibt die normale Forelle und die KORAN-Forelle, eine Fischart, die nur im Ohrid-See vorkommt. Sie ist wesentlich kleiner als die Forelle und hat ein ganz mageres Fleisch.

Hier merkt man, dass es im Land noch immer Versorgungsprobleme geben muss, denn im Restaurant ist mal das und mal jenes nicht vorhanden. Die Wiese, auf der man das Womo abstellen kann, ist nach starkem Regen mit Vorsicht zu genießen, der Boden ist etwas weich. Hinter dem Haus führt die Strasse nach Pogradec vorbei und Eisenbahngleise. Wir haben unseren Augen nicht getraut, als wir einmal am Tag (Mittags) einen Zug vorbeirattern gesehen haben.


Der Ohrid-See - er hüllt sich im Frühjahr bis Mittag in starken Dunst, das gegenüber liegende Ufer ist dann kaum zu erkennen.

  
Das Restaurant und die kleine Fischzucht


... und unser Stellplatz

Von Hudenisht fahren wir weiter nach Pogradec, die Strasse ist schlecht. Pogradec ist ein Abenteuer, der Straßenbelag fehlt großteils vollständig, man fährt wie über einen frisch gepflügten Acker. Geparkt wird trotz enger Strasse teils 2-spurig (auf beiden Seiten), dazwischen eilige Radfahrer von allen Seiten, Busse, die sich irgendwie durch den Ort quälen, Männer, die in Gruppen auf der Strasse stehen und in Seelenruhe tratschen (oder die Probleme der Welt besprechen). Gute Stoßdämpfer sind hier von Vorteil. Nach Pogradec wieder ein kurzer Aufstieg in die Berge und dann - oh Wunder - eine neu gebaute Strasse.


Fahrt durch Pogradec

  
Blick auf Pogradec, rechts - die neue Strasse nach Korca mit Asphaltwerk

  
auf der Baustelle, rechts - Fahrt durch Bilisht

Die Fahrt durch Korca ist uns erspart geblieben, die Strasse zur griechischen Grenze zweigt vor der Stadt nach links ab. In Bilisht ist der Einfluss des "Auslandes" sichtbar, das Dorf schaut besser aus als alle anderen bisher.

An der Grenze Tohuwabohu. Ursache - die orthodoxen Ostern in Griechenland. Alles, was "drüben" arbeitet, ist auf der Heimreise. Daher wird die Ausreisespur für die Einreise verwendet, die Ausreise findet auf der "abgelegenen" Busspur statt. Man kassiert EUR 2,- für das Auto und nimmt uns das bei der Einreise erstellte Dokument für das Auto wieder ab. Dann wird der Schalter wortlos geschlossen, ich steh mit meinen Pässen auf der grünen Wiese. Irgendwer schickt mich dann zu einem Einreiseschalter, dort herrscht Ellbogenalarm. Da werden dann meine Pässe abgestempelt und ich darf das Land verlassen. Das erweist sich schwieriger als gedacht.

Albanien ist von Griechenland durch eine Mauer getrennt, in der durch ein Loch die Strasse führt. Und dieses Loch ist von den Einreisewütigen vollständig in 3 Fahrspuren besetzt. Und die denken nicht daran, den Fahrstreifen für die Ausreise frei zu geben. Ein Polizist steht daneben und schaut zu. Nachdem hinter mir ein Bus auftaucht, setzt er sich in Bewegung und beginnt einen heftigen und lautstarken Disput mit dem Lenker des ersten Fahrzeuges in der Kolonne. Der steigt aus, um lauter schreien zu können, aber sein Auto bleibt, wo es ist. Die Ausreise ist blockiert. Mehrere heftige weitere Wortwechsel folgen, dann setzt er sein Auto um 2 Meter zurück und ist überzeugt, jetzt ist alles OK. Natürlich können weder ich noch der Bus an ihm vorbei. So folgen weiter Streitereien, nach etwa 15 Minuten sieht er doch ein, dass hier kein Bleiben für ihn ist und er schert aus der Kolonne aus und fährt links um ein Kabäuschen herum, neben dem er stand.

Soweit - so gut. Aber die nachfolgenden sehen nun ihre Chance - sie versuchen sofort, das entstandene Loch wieder zuzumachen, aber diesmal bin ich schneller und fahre an der anderen Seite des Kabäuschens vorbei - da steht der Sünder schon wieder vor mir und will sich wieder in die Kolonne einreihen - geht aber nicht, die ist schon wieder zu ! Also muss er wieder zurücksetzen, damit ich und der Bus vorbei können. Was danach aus ihm geworden ist - wer weiß !

Der gesamte Grenzübertritt hat etwa 1 Stunde gedauert, obwohl ich bei der Ankunft das 4. Auto am Ausreiseschalter war. Da sieht man, was Ostern alles verursachen kann.

Und dann sind wir in Griechenland.

Resumee : Albanien ist landschaftlich sehenswert, die Menschen sind ziemlich verschlossen, erst wenn man selbst die Initiative ergreift, kommen sie auf einen zu. Infrastruktur darf man, dort wo wir waren, keine erwarten, die gibt's noch nicht. In den Städten und größeren Dörfern gibt es Geschäfte. Die sind auf einem Status, wie bei uns vor 50 Jahren. Das ist kein Wunder, wenn man sich vor Augen hält, dass es "die übrige Welt" für Albanien erst seit gut 10 Jahren gibt. Die Sprache ist für Mitteleuropäer unverständlich, leider ist die Aussprache auch nicht so, wie geschrieben wird. Und man sollte - zumindest jetzt und die nächsten Jahre - von den Hauptstrassen nicht abweichen, wenn einem sein Auto lieb ist. 20 Meter neben der Hauptstrasse herrscht Chaos. Für uns gilt - wir haben's gesehen !

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